Das kann jetzt nicht sein. Meine Sinne müssen mich täuschen. Aus dem Zimmer meiner 13- jährigen Tochter kam grad kein Stöhnen. Oder doch? Ich bin verunsichert, schalte das Radio leiser und im gleichen Moment beschleicht mich mein schlechtes Gewissen. Sowas macht man nicht und doch will ein Vater wissen, was im Leben seines kleinen Mädchens vor sich geht. Schließlich ist sie nicht alleine in Ihrem Zimmer.
Da wieder. Es stöhnt jemand. Ich rede hier nicht von einem Seufzer, welches ein pubertierendes Mädchen ausstößt, wenn sie an den Klassenschwarm denkt, den Typen, hinter den alle sind, im vorliegenden Fall meiner Tochter ist das Benedikt, der Sohn eines ortsansässigen Elektrodealers. Kohle ist also vorhanden. Hier im Schwabenlande sagt man „Liebe vergeht, Hektar besteht“.
Meine Prinzessin hat den anderen Hühner aus der Klasse einen Vorteil gegenüber. Sie kennt Benedikt schon aus dem Buddelkasten des Kindergartens. Man kann von einer langfristigen Beziehung reden. Schließlich ist Bene nicht nur Sohn von Elektro-Man, sondern auch der meines besten Kumpels. Als damals so viel in den Kindergärten gestreikt wurde, waren die Kids oft bei uns und spielten mit Baggern und Baufahrzeugen des Knirpses. Heute sind die zwei älter. Bene holt meine Tochter öfters ab. „Sie gehen dinieren“, sagt der Dreikäsehoch immer und dann werden die Zwei von uns Eltern in ein Restaurant gefahren. Er zahlt – so wie sich das gehört und ich hab wieder umsonst gekocht. Kinder.
Es ist eindeutig ein sexuell veranlasstes Stöhnen, was da hinter der Tür hervordringt. Ich weiß, dass Bene im Haus ist. Sie wollten sich zum Betonmischen und Kranführerspielen treffen. Vorher Hausaufgaben zusammen erledigen. Was in drei Teufels Namen versteht dieser kleine Knirps unter Betonmischen? Na warte, dem werde ich Zeigen, wo sein Kran hingehört. Dem betonier ich gleich eine. Kommt halt doch nach seinem Vater. Lump, Rumtreiber…gleich klatscht´s, aber keinen Applaus. In dem Alter sich über meine kleine Tochter herzumachen. Unglaublich. Ich hechte die Treppe hinauf in den oberen Stock und reiße die Tür der Sex-Hölle auf…
Die Kids sitzen auf dem Boden, jeder hat ein Wiener Würstchen in der Hand, die ich vorhin gekocht hatte, die Bagger und Kranfahrzeuge stehen sauber aufgereiht auf dem „Parkplatz“ und beide starren auf das Mobiltelefon meiner Tochter, welches Ihr vor Schreck aus der Hand auf den Boden hagelt. Ungebrochen tönen sexuelle Laute verbunden mit pornösen Videos aus dem Smartphone.
Bene zittert am ganzen Leib, kuckt mich verstört mit seinen runden Pfannkuchen-Gesicht an. Aus seinem Mund baumelt ein Wüstchen. Er weiß, dass jetzt Handeln angesagt ist, sonst fliegt mindestens ein Bauwagenfahrzeug aus dem geöffneten Fenster. Er zeigt mit dem Finger auf die Ketchup-Flasche. „Da da, da…da da“, er bekommt keinen Ton heraus. Stattdessen beißt er in seine Wurst. Auch eine Art der Beruhigung. „Daddy, reg Dich nicht auf, es ist anders, als es aussieht“, erklärt mir mein Mädchen. Klar, es ist immer anders, als es aussieht.
So oder ähnlich kann es passieren sein, wenn man den Tomato-Ketchup von HEINZ gekauft und den QR-Code der Aktion #sagsmitheinz gescannt hat.
Was war passiert? Vermutlich hatte der Ketchup- Hersteller einen dynamischen QR-Code gekauft und auf die Flaschen zu einer Marketingaktion gedruckt. Nach Ende der Aktion wechselte das Ziel des Codes und wurde einer deutschen Pornoseite zugewiesen. Scannt man also heute den Barcode auf den Flaschen, die sicher noch einige von Euch daheim haben, wird es tatsächlich „hot“ mit HEINZ.
Irgendwie ja witzig, aber auch irgendwie doch ein NOGO, dass Marketing-Praktikanten, die da sicher am Werk waren, nicht in der Lage sind, sich für eine solche Aktion eine .de- Domain zu sichern und dorthin die Codes zu leiten. Das Ganze fiel auf, als Ende Mai ein Ketchup-Liebhaber den Fauxpas auf der Facebook-Seite von Heinz Tomato-Ketchup öffentlich machte. Der Hersteller hat sich mittlerweile öffentlich entschuldigt.
Sorry, liebe Ketchup-Hersteller, dass ich jetzt dieses Thema als eigentlich alten Hut wieder ausgrabe und aufleben lasse und dabei dachtet Ihr, die Geschichte geht ungestreift an Euch vorbei. Ich find´s eigentlich totwitzig.
Was sagt Ihr als Leser von Kochhelden.TV dazu? Ist das eher lustig und mit einem lachenden Auge zu betrachten oder sagt Ihr, das ist ein NOGO, weil sich ein Lebensmittelkonzern nicht genügend absichert bei Marketingaktionen und so dem sittlichen Verfall der Moral unserer Kinder vorantreibt? Ach das hab ich schön formuliert ;-)
Schreibt mir Eure Meinung in die Kommentare.
Irgendwie ist es ja schon ein wenig lustig, auch wenn so etwas bei einer Firma, abgesehen von Porno-Produzenten, auf keinen Fall passieren darf. Naja, wir wissen ja, #Neuland und so weiter. Das gilt wohl auch für die eine oder andere IT- oder Marketingabteilung :-D
Liebe Grüße,
Michael
Ich bin ganz Deiner Meinung. Lustig, aber darf eigentlich nicht passieren. Da wird man lange in der Firma drüber reden und wer das verzapft hat, durfte sicher zum Gespräch antanzen.