„Abgesehen von der Patisserie, ist gehobene Küche Low Carb auf höchsten Niveau.“
Jens Glatz, Fitnessfoodblogger bei Kochhelden.TV
Bitte was ist das denn jetzt wieder für eine Agentur, die mir da schreibt? JRE? Was zum Geier ist JRE? Irgendwo klingelt es doch da bei mir im Hinterstübchen.
Onkel Wikipedia sagt mir: JRE = Java Runtime Environment = die Laufzeitumgebung der Programmiersprache Java – was? Nein, irgendwie war da was anderes.
Kling, da fällt der Groschen: Letztes Jahr als ich zusammen mit Jeanny Horstmann, Alfons Schuhbeck, Jan Spielhagen in der Jury zum Siemens Cooking-Cup war, lernte ich in einem Halbfinale Joachim “Joggl” Kaiser vom Wirtshaus Meyers Keller kennen, der auf seiner Kochjacke stolz ein Emblem trug: JRE.
Ausserdem hatte mir mein Freund Benny Maerz (Maerz&Maerz) von JRE erzählt. Ich krame in meinen Emails und tatsächlich finde ich die gesuchten Stichworte „Sternekoch Benjamin Maerz wird Mitglied bei JRE“.
Was ein Koch mit der Programmiersprache Java zu tun hat erschließt sich mir nicht so ganz auf den ersten Blick, also befrage ich Tante Google und tippe ins Suchfeld:
> … J R E
Wer ist JRE?
Ich bin jemand, der gerne und viel kocht und einige von Euch wissen es ja auch, daß ich öfters als Showkoch auf Bühnen stehe und so einige Kontakte zu Köchen haben.
Wenn aber selbst ich nicht weiß, was JRE bedeutet oder was das ist…dann sollte ich da dringend was dran ändern.
Ich packe also das Problem von JRE am Schopf und stell dir diese großartige Vereinigung junger europäischer Köche kurz vor.
Jeunes Restaurateurs d’Europe hat seinen Ursprung – wie könnte es anders sein – in der Wiege der Kulinarik – in Frankreich. Dort schlossen sich bereits 1974 ein paar junge ambitionierte Köche zusammen um die europäische Kochkunst zu revolutionieren. Bis heute ist der Sitz der Organisation in Paris.
Wo findet man JRE-Restaurants?
Seit 1974 schloßen sich den damals noch wenigen Köchen rund 360 Jeunes Restaurateurs in elf europäischen Ländern (Belgien, Dänemark, Frankreich, Italien, Kroatien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Schweiz, Slowenien, Spanien) sowie in Australien an.
1991 war das Geburtsjahr für die deutsche Sektion der „Jeunes Restaurateurs d’Europe“. Damals hielten 25 jungen deutschen Köche die Fahne hoch – heute hat der deutsche Verband circa 73 Mitglieder.
Wie wird man zum JRE?
Ein Beitritt aus Eigeninitiative ist nicht möglich. Das nenne ich mal einen Ansporn.
Hier sind die Aufnahmekriterien:
ALTER
Man darf bei der Aufnahme nicht älter als 37 und nicht jünger als 25 Jahre alt sein sein. Ich bin also schon raus aus der Nummer. Ok, ich bin auch nur Foodblogger, aber das wäre doch mal was…ein Foodie bei JRE. Ok ich bin zu alt. Ich habe verstanden.
Die aktive Mitgliedschaft ändert sich mit dem 50. Lebensjahr. Man erhält den Status Table d’Honneur. Das könnte ich noch werden – in 10 Jahren reden wir dann nochmal Jungs und Mädels.
Mit 55 wird ein Jeune Restaurateur Membre d’Honneur und scheidet aus dem aktiven Verbandsleben aus.
ERFAHRUNG
Der junge Koch muss bereits mehrere Jahre als selbstständiger Restaurateur auf Spitzenniveau gekocht haben.
ERFOLG
Die Erwähnung in drei bekannten Restaurantführern ist Voraussetzung für eine Nominierung.
EMPFEHLUNG ODER ANTRAG
Aufgenommen wird nur, wer von mindestens zwei Mitgliedern der Jeunes Restaurateurs empfohlen wird.
Aktiv bewerben kann man sich, indem man der Geschäftsstelle der Jeunes Restaurateurs eine Absichtserklärung zukommen lässt.
EINDRUCK
Natürlich wird die Bewerbung durch den Vorstand geprüft. Es gibt dann noch Gebietsschutzerklärungen und zwei Kollegen besuchen den Jeunes Restaurateurs-Aspiranten, um vor Ort einen Eindruck von der fachlichen und der menschlichen Seite des Bewerbers zu bekommen.
ABSTIMMUNG
Zum Schluss gibt es dann eine offene Abstimmung in der Mitgliederversammlung und wenn alles tiptop ist, ist man Mitglied der JRE-Jungs & -Mädels.
JRE-Philosophie
Fragt man Alexander Dressel, den amtierenden Präsident, den ich in Köln auf dem Patisserie-Cup traf, was die Philosophie von JRE ist, sagt er:
„ Die Jeunes Restaurateuers stehen für eine eine offene, kollegiale Atmosphäre. Genuss und Nachhaltigkeit bestimmen jedes Menü. Nur mit diesen besten Zutaten kann man so erfolgreich kreativ arbeiten.”
Ich war einige Tage bei JRE zu Gast und habe das Gefühl, daß man versucht möglichst kreativ Kochkunst auf den Teller zu zaubern. Das gelingt vielen JRE-Köchen mit Leichtigkeit, weil sie vor Kreativität sprühen, manche sind noch etwas zu verhaftet in traditionellen Ansichten, wie ein klassischer Teller aussehen muss.
Alle Köche von JRE, die ich traf, haben sich der hohen Kochkunst verschrieben und setzen dabei konsequent auf Nachhaltigkeit, saisonale Frische und regionale Produkte.
Das sie das Ziel haben, ihre Gäste mit Leidenschaft zu begeistern, merkte ich, als ich spät Nachts mit Patrick Kimpel, dem JRE-Ex-Präsidenten vom Hofgut Kronenhof, Thomas Merkle von Merkels Restaurant, Jochen Helfesrieder vom Restaurant Storchen und Marek Gawel vom Rheinhotel Bellevue bei einem Glas Wein zusammen sitze. Jeder von Ihnen brennt für diese Vereinigung und für das Kochen.
Bei diesen Jungs fühle ich mich richtig wohl – da geht es ums Wesentliche – ums Kochen und den guten Geschmack.
Neben der Umsetzung des Kochens steht aber vor allem der Respekt vor regionalen Traditionen und Produkten im Blickpunkt. Diese Philosophie spiegelt sich im JRE-Genussnetz wieder, welches ich auf einer mehrtägigen Reise erleben durfte und von der ich Euch jetzt erzählen möchte.
Das JRE-Genussnetz
In diesem Netzwerk entstehen Kooperationen zwischen den Spitzenköchen und mehr als zwei Dutzend ausgewählter Hersteller regionaler und nachhaltiger Produkte aus Deutschland und den Niederlanden.
Diese Kooperationen unterstreichen den Willen zur Nachhaltigkeit, Regionalität, Saisonalität und den bewussten Umgang mit hochwertigen Lebensmitteln.
Bloggerreise
Diese Route kann von dir gerne als Wegweiser für eine kulinarische Low Carb-Zweitages-Reise von Köln nach Frankfurt angesehen werden.
Kurzes Handshake, zwei drei Fotos am frühen Morgen und rein geht es in den kleinen Flitzer. Ich drehe den Schlüssel im Zündschloss und drücke auf`s Gas. Mit ziemlichen Zug unter dem Hintern geht es raus aus der Domstadt Köln in Richtung Euskirchen zur Burg Flamersheim/ Landlust zur Kochschule von Oliver Röder.
Burg Flamersheim / Landlust bei Euskirchen
Zu Oli, diesem symphatischen Kerl muss man nicht viel sagen. Wer mit ihm nicht sofort rumflachst und ihn mag, mit dem ist irgendwas falsch.
Küchenchef Oliver Röder verwöhnt seine Gäste im ehemaligen Gutshof aus dem 18. Jahrhundert mit regionalen Frischeküche, sprich den besten Produkte der Regionen Eifel und Rhein/Sieg. Bei Oli erlebt man „Eifelkulinarik“ auf höchstem Niveau – Wer auf gehobene Küche aber auch auf bodenständiges Essen steht, kommt hier voll auf seine Kosten.
Bei Oliver Röders Kochschule kommen wir mit einem älteren Herren, seines Zeichens Lamm- und Kaninchenzüchter von Lampinchen ins Gespräch. Leider sind die Abpackungen für Kaninchen so groß, dass ich dieses Angebot nicht nutzen kann. Dabei müsste ich so dringend ein Filet ins Sous vide-Bad schmeissen.
Bei dem Vortrag vom Lampinchen-Mann merkt man die enge Verbundenheit der Köche zu den regionalen Produzenten.
Oli, ich komme gerne wieder – ich muss nochmal schauen, wie der Hersteller deines Geschirrs heißt ;-) !
Genuss-Brennerei von Hubertus Vallendar
Nach dem lecker-leichten Gängen bei Oli ging es gleich weiter zu einem weiteren Partner des Genussnetzes, der Genuss-Brennerei von Hubertus Vallendar. Ich hatte schon Bedenken, wie ich diesen Partner in meinem Reisebericht unterbringe, da Alkohol und Fitness sich nicht so vertragen.
Hubertus Vallendar liebt gutes Essen, guten Wein und natürlich hervorragende Brände und Geiste. Er ist ein Genussmensch und muss einen hervorragenden Riechkolben besitzen. Wie kann er sonst so bei den Gerüchen relaxen und so tolle neue Kreationen raushauen?
Als mich dort eine aussergewöhnliche “Genuss-Probe” erwartete, atmete ich auf. Das wird kein Harakiri mit den Grundsätzen meines Bloggerslebens. Ich erlebte etwas, worin ich dachte, dass ich eigentlich recht gut bin – Geschmäcker und Dinge nur mit der Nase zu “erraten”. Diese Geruchsprobe hat mich aber eines Besseren belehrt und ich liebäugel als alter Gin-Liebhaber damit, das Gin-Sortiment von Hubertus Vallendar aufzukaufen und meine Frust zu ertränken. Gar nicht so leicht, die Getränke nur mit der Nase zu unterscheiden.
Bellevue Rheinhotel
Mit ordentlich alkoholischen Dämpfen in der Nase ging es am Rhein entlang Richtung Boppard und zum ersten Mal mussten die sportlich daherkommenden DS schnaufen, schafften die Berge und Serpentinen aber problemlos.
Kaum im Bellevue Rheinhotel bei Marek Gawel angekommen,kochten Thomas Merkel, Jochen Helfesrieder, Patrick Kimpel und Sebastian Messinger für uns. Es war ein absolut traumhafter Abend im Gourmetrestaurant Le Chopin. Wir wurden mit einem exquisiten Dinner inklusive Moet Chandon verwöhnt und hatten viele gute Gespräche mit den Köchen, die nicht nur für uns kochten, sondern auch mit uns am Tisch zu Abend speisten. Mein Favorite war das Gericht mit Miso. Wie konnte ich nur so lange auf Miso verzichten? Ab jetzt gibt es Miso in meinen eigenen Gerichten! Kaufen könnt ihr das Miso übrigens hier: Miso
Wunderschön, direkt am Rheinufer in Boppard im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal liegt das Rheinhotel Bellevue mit seinem Gourmetrestaurant Le Chopin und das an das Hotel angeschlossene Residence Bellevue. Der Familienbetrieb wird von Marek Gawel in fünfter Generation geleitet und in der Küche präsentiert Küchenchef Sebastian Messinger Klassiker in modernem Gewand. Auch hier zaubert der Koch anspruchsvolle Spitzenküche aus regionalen Produkten. Erstklassige Weine aus den regionalen Spitzenlagen von Jochen Ratzenberger vom VDP-Weingut Ratzenberger sowie das besondere Ambiente des Jugendstil-Restaurants Le Chopin rundeten den Abend ab.
Marek, tausend Dank für Deine Organisation, die Gespräche und alles was du auf die Beine gestellt hast. Du hast da ein tolles Haus, in das gerne wieder komme. Bist mir in wenigen Tagen von einem Fremden hin zu einem Kumpel mutiert.
Nach einer Übernachtung in einem wunderschönen Zimmer im Bellevue Residence und einem perfektem Frühstück ging unser Trip weiter nach Bad Sobernheim.
BollAnts im Park
In Bad Sobernsheim findet man das BollAnts im Park von Jan Bolland und das ist nun wirklich was zum Chillen. Hier gönnten wir uns eine kleine Pause mit Massage und leckeren van-Nahmen-Säften.
Absolut idyllisch liegt dieses SPA und Romantik Hotel am Rand des Städtchens. Hier empfängt einem ein Verbund von Fitness, Wellness, Naturheilkunde und vor allem Kulinarik in einem stilvollen Ambiente. Das Gourmetrestaurant Jungborn ist für die Feinschmecker unter euch der erste Anlaufpunkt.
Kraftwerk Oberursel
Einen tollen Abschluss der Veranstaltung der JRE gab es im Kraftwerk bei Adalbert “Bertl” Seebacher in Oberursel. Er stand zusammen mit Nils Henkel von der Burg Schwarzstein am Herd. Die beiden Protagonisten zauberten ein fantastisches gemeinsames Menü, welches von Pommery Champagner begleitet wurde.
Bertl Seebacher bringt bei dem Essen ganz klar seine alpenländischen Wurzeln mit ein und wir essen einen Mix aus Frankfurter Gerichten und österreichischen Steierwels. Zum getrüffelten Perlhuhn mit Blumenkohl sitze ich bereits im Zug auf der Fahrt nach Hause und denke noch an das Essen im denkmalgeschützten ehemaligen Kraftwerk in Oberursel zurück.
Lieber Bertl, lieber Nils – das war mit Euch Beiden leider viel zu kurz. Ich hoffe, wir sehen uns an anderer Stelle wieder.
Liebe JRE-ler, ich sage Danke für diese Reise, danke für den Einblick in Eure Häuser, in Eure Küchen und in Eure Philosophie. Ich möchte jedem, der die Möglichkeit hat, diese Genussreise nachzufahren, dazu raten. Eure Produkte sind saisonal, regional, fürchterlich gesund und low carb – ich liebe es!
Zum Ende muss ich die Worte an meinen Kumpel Benny richten. Digga, du hast ja so ein Schwein in so eine coole Truppe von Menschen zu kommen. Ich gratuliere dir dazu ein neues Mitglied von JRE zu sein.
Bilder: Die mit dem JRE-Logo versehenen Bilder sind von JRE/ Photograf Manuela Rüthers
Offenlegung: Es handelte sich bei dieser Reise um eine unentgeltliche Reise.
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