In Deutschland isst man Sauerbraten, Klöße, Weiß-und Bratwurst. Italien ist für Pizza und Pasta berühmt. Für welches Essen ist aber Norwegen bekannt? Außer unserem skandinavischen Rührei, welches wir vor wenigen Wochen hier vorgestellt haben, ist uns nichts eingefallen.
Also haben wir den Rucksack gepackt, ihn unserem Außenreporter Sven auf die Schultern geschnallt und ihn nach Norwegen geschickt zur Erkundung der einheimischen Essgewohnheiten.
Sven durchforscht derzeit das skandinavische Land von Nord nach Süd, von West nach Ost. Er turnt nördlich des Polarkreises umher und sammelt für Euch völlig abgefahrene Delikatessen zusammen.
Er wanderte durch wunderschöne Landschaften, tanzte an den Fjorden entlang und sah dem Kabeljau schon morgens nach dem Aufstehen zu, wie er durchs Wasser flutschte, um kurz drauf gefangen und zu Stockfisch verarbeitet zu werden.
Stockfisch? Ich kenn nur Stockbrot. Was ist denn jetzt wieder Stockfisch?
Stockfisch ist auf deutsch gesagt: Getrockneter Fisch, meist Kabeljau (Dorsch), Seelachs oder Schellfisch.
Die Herstellung ist eigentlich ganz easy: Kopf ab – Eingeweide rauspulen, dann werden die Fische an den Schwanzflossen immer pärchenweise zusammen geschnürt und auf die sogenannten Stockgestelle gehängt und im Salzwind getrocknet. Das sieht dann so aus. Irgendwie etwas gruselig.
Der Stockfisch trat seinen Siegeszug zu Zeiten der großen Entdecker an. Er wurde als haltbar gemachtes Lebensmittel zur massenhaften Versorgung von Schiffsmannschaften und Soldaten genutzt.
Im Mittelalter diente er als Fastenspeise. Der Fisch wurde auf Pferden transportiert und ins Landesinnere gebracht, wo man weniger Fisch zur Verfügung hatte. Hierzu wurde er auf ein Gestell auf ein Pferd geschnallt. Der Fisch durfte nicht länger sein, als das Stockmaß des Pferdes. Hierher hat der Stockfisch seinen Namen. Kochhelden.TV erklärt die Welt.
Die Kabeljaubestände haben mittlerweile abgenommen und somit ist er recht teuer geworden und infolgedessen hat der Stockfisch seinen Ruf als Arme-Leute-Essen völlig verloren.
Aber nicht nur in Norwegen wird der Stockfisch zu zahlreichen traditionellen Gerichten verarbeitet, auch in Spanien, Portugal und in Brasilien gibt es Sprichwörtern zufolge 365 Gerichte mit Stockfisch – für jeden Tag des Jahres eines.
In Norwegen werden diese getrockneten Fische roh und ungewässert gegessen. Dazu wird der Fisch in mundgerechte Stücke zerpflückt und ohne Beilage als Zwischenmahlzeit hinter die Kiemen geschoben. Wem das zu trocken ist macht einfach den “Island-Style” und schmiert sich gesalzene Butter auf den Fisch. Wie stellen wir uns das vor? “Ich komm gleich Schatz, ich schmier mir noch schnell `n Fisch”. Die Butter gibt´s in den gut sortierten kleinen Läden. Alles sehr gesund.
Sven zog weiter, ließ die Fische hinter sich und wanderte erneut mit dem Kochhelden.TV-Rucksack durch wunderschöne Landschaften.
Nach einer Weile fand Sven noch eine weitere Delikatesse für Euch. Möweneier!!!
Möweneier sind jetzt wirklich sehr umstritten. Gerade 1989 war der Verzehr der Wildeier für den Menschen zunehmend bedenklicher. Industrialisierte Landwirtschaft und offene Müllkippen veränderten die Speisegewohnheiten der Lachmöwen dramatisch.
Da konnte weder Möwe noch Mensch über den hohen Schadstoffgehalt der Eier lachen. Die Eier, die als Delikatesse galten, enthielten hohe Schadstoffwerte in Bezug auf PCB (polychlorierte Biphenyle) und Quecksilber. Der Handel mit ihnen wurde verboten.
Doch selbst unbelastete Möweneier sind nicht jedermanns Sache. Möweneier haben einen intensiven Geschmack und Ihre Größe entspricht ungefähr der Hälfte bis zwei Dritteln eines Hühnereis. So ist das im Normalfall. Sven fand allerdings Möweneier, die an Straußeneier erinnern. Wir wollen lieber nicht wissen, wie groß die Möwen sind, die dieser Dinger rausgepresst haben.
Pro Person rechnet man mit drei bis sechs Exemplaren. Ganz Hungrige können ein gutes Dutzend vertilgen. Die Möweneier schmecken leicht fischig. Möweneier werden bis zu 15 Minuten gekocht, um – wie bei Wildvogeleiern üblich – eine Salmonellen-Vergiftung auszuschließen.
Das gekochte Eiweiß schimmert durchsichtig, leicht bläulich trüb wie Opal, das Eidotter ist kräftig orange. Mahlzeit.
Hier noch kurz die Nährwerte eines Möweneis, damit wir unserem Lehrauftrag auch nachkommen ;-)
Hauptnährstoffe pro 100 g
Kalorien: | 157 kcal |
Wasser: | 74099 mg |
Eiweiß: | 0.0122 g |
Fett: | 0.0115 g |
davon ungesättigte Fettsäuren: | 5968 mg |
Kohlenhydrate: | 0.7 g |
davon Zucker: | 700 mg |
Ballaststoffe: | 0 mg |
Alkohol: | 0 mg |
Broteinheiten: | 0 BE |
Gesamtkochsalz: | 297 mg |
übliche Portion: | 60 Gramm |
Vitamin A: | 278 µg |
Vitamin D: | 2 µg |
Vitamin E: | 2022 µg |
Vitamin K: | 48 µg |
Vitamin B1: | 100 µg |
Vitamin B2: | 310 µg |
Niacin (Vitamin B3): | 83 µg |
Pantothensäure (Vitamin B5): | 1600 µg |
Vitamin B6: | 120 µg |
Biotin (Vitamin B7): | 25 µg |
Folsäure (Vitamin B9): | 33 µg |
Vitamin B12: | 2 µg |
Vitamin C: | 0 µg |
Natrium: | 144 mg |
Kalium: | 147 mg |
Calcium: | 56 mg |
Magnesium: | 12 mg |
Phosphor: | 216 mg |
Schwefel: | 180 mg |
Chlor: | 180 mg |
Eisen: | 2100 µg |
Zink: | 1350 µg |
Kupfer: | 140 µg |
Mangan: | 30 µg |
Fluor: | 110 µg |
Iod: | 10 µg |
Einfachzucker (Monosaccharide): | 700 mg |
davon Traubenzucker (Glucose): | 700 mg |
davon Fruchtzucker (Fructose): | 0 mg |
davon Schleimzucker (Galactose): | 0 mg |
Zweifachzucker (Disaccharide): | 0 mg |
davon Rübenzucker (Saccharose): | 0 mg |
davon Malzzucker (Maltose): | 0 mg |
davon Milchzucker (Lactose): | 0 mg |
Mehrfachzucker (Polysaccharide): | 0 mg |
davon Stärke: | 0 mg |
Wasserlösliche Ballaststoffe: | 0 mg |
Wasserunlösliche Ballaststoffe: | 0 mg |
Essentielle Aminosäuren: | 7520 mg |
Nichtessentielle Aminosäuren: | 5251 mg |
Harnsäure: | 5 mg |
Purin-H: | 2 mg |
Gesättigte Fettsäuren: | 4.3 mg |
Einfach ungesättigte Fettsäuren: | 4461 mg |
Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: | 1507 mg |
davon Linolsäure: | 1023 mg |
davon Linolensäure: | 279 mg |
Cholesterien: | 396 mg |
Da Möweneier schwer im Bauch liegen, galt und gilt die Regel: bei jedem zweiten Ei einen Schnaps, mit steigender Stimmung auch mehr. Prost. Natürlich nicht wirklich so gesund…da raten wir mal von ab.
Noch n Ei – noch Schnaps und heim gehts…
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