Fragt man mich nach einem der schönsten naturbelassenen Orte der Welt in näherer Umgebung, fällt mir sofort die Antwort ein: „Toskana“.
Wir müssen nicht immer in die Ferne streben um eine unglaubliche Landschaft oder schöne Städte vor Augen zu haben. Zu meinen Top-5-Städten, die in weniger als 2 Stunden Flug zu erreichen sind gehört seit kurzem Budapest.
In Sachen Natur, Landschaft, Stille und Seele-Hängen-Lassen sage ich seit wenigen Wochen: Toskana.
Dies sage ich nicht, weil ich meine schwäbische Heimat nicht liebe oder nicht schön finde. Dies sage ich mit tiefster Überzeugung. Dieser Landstrich ist so einzigartig, dass man beim Anblick der Gold-leuchtenden Hügel fast Weinen möchte – so schön ist es.
Diese Erkenntnis kam bei einem Mountain-Bike-Ausflug mit meinem Blogger-Homie Ilkay von Uberding über mich, als wir von dicken Regentropfen getroffen inmitten eines von der seit März anhaltenden Trockenheit getroffen wurden. Wir standen einfach nur da, breiteten die Arme aus und genossen einfach nur den warmen Sommerregen.
Ein letzter Blick auf das alte verfallene Filmhaus von Pinocchio, dass völlig verloren und doch wildromantisch im goldenen Getreidefeld steht und zurück ging es in wilder Fahrt auf unseren Bikes in Richtung Castelfalfi zum jungen Fahrradverleiher im Ortskern des verschlafenen Ortes.
Die Geschichte von Castelfalfi
Die ersten Eintragungen des Bergdörfchens Castelfalfi und seiner Burg datieren auf 754 als Siedlung. Was im VIII Jahrhundert von Faolfi, dem Langobarden errichtet wurde, rissen die Kriege um 1395 zwischen den Florentinern und Pisanern mit dem Arsch wieder ein, wie man so schön sagt.
Getreu dem Hamburger Vorbild nach dem G24-Gipfel dieses Jahr sagten sich die Menschen der Region: „Was ihr Deppen kaputt macht, bauen wir wieder auf“ und zack stand das kleine Schlösschen mit seinen vier Türmchen, dicken Mauern, Bastionen und im Herzen ein Dorf wieder im Angesicht der Zeit und der wunderschönen Landschaft der Toscana. Aber nicht nur die Burg sondern auch die romantische Kirche „San Floriano“ im Dorfzentrum sind Zeitzeugen dieser längst vergangenen Tage.
Das gekaufte Dorf
Die Burganlage Castelfalfi, die wie viele umliegende Ortschaften mit der Gründung des Staates Toskana im 16. Jahrhundert nicht mehr selbstständig war, sondern seit dem zur Gemeinde Montaione gehört, erlebte mit 550 Einwohnern seine Blüte um 1880.
Die hauptsächlich landwirtschaftliche Orientierung des Landstrichs musste der industriellen Entwicklung der Nachkriegszeit weichen und hat der Gegend viele Arbeitskräfte geraubt. So kam es, dass Castelfalfi im Jahr 2007 nur noch 5 Einwohner hatte, als der Fremdenverkehrsriese TUI ums Eck kam und nicht nur das kleine 800 Jahre alte Dorf, sondern den ganzen Landstrich mit 450 Hektar Wald, 12 Hektar Weinbergen, circa 25 Casali (Landhäuser), 11 Golfvillen, 110 km Straße und einem Golfplatz kaufte.
Auch wenn man unter den geplanten Gesamtkosten von 250 Millionen geblieben ist, wird man wohl so ein Projekt nicht nochmal machen, sagt Sebastian Ebel, der Vorsitzende der Geschäftsführung TUI Deutschland.
Somit wird „Castelfalfi“ mit seinem Fünf-Sterne-Hotel „Il Castelfalfi – TUI Blue Selection“ (120 Zimmer), Boutiquehotel „La Tabaccaia (4-Sterne, 31 Zimmer), 4 Villen und 13 Luxusapartments (2.300 € pro Woche) einzigartig bleiben und Erholungsuchende, Gourmets und vor allem Golfspieler anziehen.
Sportprogramm – Golf und Biken
Ein Teil des Ressorts beherbergt den größten Golfplatz der Toskana, der gleichzeitig mit seinem 27- und 9 Lochplatz auch der anspruchsvollste in Italien ist. Von Loch 9 ergibt sich ein wahnsinniger Ausblick über die Landschaft der Toskana und man möchte nicht abschlagen, sondern ewig hier verweilen.
Sucht man die Stille und Abgeschiedenheit der Natur, möchte man die Seele baumeln lassen, Abends ein Gourmetessen bei einem Glas Chianti im Burgrestaurant genießen und den kleinen weißen Ball über das Grün scheuchen, ist dieser wunderschöne Flecken Erde genau das richtige.
Aber auch für Mountainbiker eröffnet sich hier ein Eldorado. Auf faszinierenden Wegen, die einem irre Ausblicke liefern kann man sich auf seinem Drahtesel – auf Wunsch auch mit E-Mobilität – durch die toskanische Hügellandschaft tragen lassen. Olivenhaine und Zypressen so weit das Auge reicht.
Landestypische Produkte und die Landesküche
Wenn ich über italienisches Essen rede, komme ich mir manchmal vor, wie jemand, der das Wasser zum Fluss trägt.
Aber weit ab von Pizza und Pasta der italienischen Nachbarmetropolen Pisa, Florenz, Lucca oder gemütlichen Orten wie Siena und San Gimignano gibt es mehr kulinarische Köstlichkeiten zu entdecken, als das, was der Pauschaltourist kennt und liebt.
Olivenhaine säumen die Straßen und Weinreben erscheinen auf den Hügeln rund um die Gegend der Provinz Montaione. Stark-samtiges grünes Extra Vergine Olivenöl gehört genauso zur Esskultur wie der kräftige Geschmack eines Chianti, der in dieser Region auch als Weißwein gekeltert wird.
Aber wofür diese Region besonders bekannt ist, erfuhr ich auch erst, als ich das Produkt fein gehobelt auf meinem Teller des Burgrestaurants „La Rocca“ sah und anschließend mit vollsten Genuss erschmeckte: „Tuber Magnatum Pico“ – hochwertigster weißer Trüffel.
Neben dem Trüffel sind aber auch Honig, Pilze, Safran und Ricotta (Molkenkäse) sowie diverse Wurstsorten (Soprassata, Finocchiona und die bekannte toskanische Salami der Cinta Senese Schweine) bekannte Produkte dieser Region.
Besucht man die einheimischen Restaurants landet zu fast jeder Jahreszeit Hase, Fasan, Wildschwein, Ente oder Perlhuhn auf dem Teller. Diese rutschen mit ihrem rustikalen und unverfälschten Geschmack den Gaumen hinunter.
Ausflüge in der Toscana
Kulturell interessierte kommen mit einem Tagesausflug in einer guten Stunde mit dem Auto nach Pisa oder Florenz, in einer halben Stunde nach Lucca und San Gimignano.
Lucca
Lucca mit ca. 90.000 Einwohnern ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und liegt im Tal des Flusses Serchio etwa 20 km nordöstlich von Pisa und 20 km östlich der toskanischen Küste.
Das Lucca im 13. und 14. Jahrhundert zu den einflussreichsten europäischen Städten zählte, spürt man an allen Ecken und Enden der alten Stadt. Die großen Plätze, die romanischen Kirchen und die mittelalterlichen Türme zeugen von der einstigen Bedeutung dieser Stadt.
Als ein besonders interessantes Detail der Stadtgeschichte empfand ich, daß sich die reichen Familien der Stadt als Zeichen ihres Reichtums Türme bauten.
Je höher der Turm war, umso größer war der Einfluß. Dies artete in einem Wettstreit aus und man baute höher und höher bis die Stadt ein Gesetz erließ, die die Höhe der Türme einschränkte. Was machen die schlauen Luccaner? Sie pflanzen Bäume auf die Türme, damit die Türme höher erschienen.
Diese Türme sind neben der altehrwürdigen Stadtmauer, auf der man wunderbar Rad fahren kann, das Wahrzeichen der Stadt. Das teuerste Material zum Turmbau ist weißer Marmor. Nun ist dieser bekanntlich recht kostspielig. Um von weiten den Reichtum der Stadt zu demonstrieren, wurde weißer Kalkstein eingesetzt. Nun sieht es von weiten so aus, als ob die Stadttürme aus Marmor sind – allerdings ist das nur gefaked. Arm darfst du sein – nur nicht blöd…
Pisa
Um Pisa, die Hauptstadt der Provinz Pisa, die ähnlich wie Lucca ca. 90.000 Einwohner zählt, kommt man bei einem Toskana-Besuch kaum herum.
Als Wahrzeichen der Stadt gilt weltweit der “Schiefe Turm von Pisa”.
Entfernt man sich etwas vom Turm, entdeckt man wunderschöne verwinkelte Gassen mit Restaurants und Bars, die den Charme dieser ursprünglichen italienischen Stadt ausmachen.
Das Leben in den Gassen wird aber nur zum Teil von den Touristen, die versuchen auf jeglichen Bildern den Turm zu halten, ausgemacht. 40.000 Studenten, die fast die Hälfte der Bewohner Pisas ausmachen, prägen das Stadtbild. Ruht der Universitätsbetrieb, kann man eine ruhige Stadt vorfinden.
Das Stadtzentrum selbst erstreckt sich über vier historische Stadtviertel. Diese gehen vom Bahnhof im Süden bis zur Piazza dei Miracoli (Platz der Wunder) mit dem Schiefen Turm im Norden. Herz der historischen Viertel San Martino, Santa Maria, San Francesco und Sant’Antonio ist der Ponte di Mezzo und die Arno-Brücke. Es lohnt sich also sehr wohl, einen längeren Rundgang einzuplanen und nicht nur den Turm wieder gerade rücken zu wollen.